Identities
SUSI POP bin ich
behauptet das Modell. „Flaubert bin ich“ sagt Madame Bovary und setzt
sich kurzerhand als Autorin ihrer eigenen Figur ein. Flaubert hat das
begriffen und hütet sich vor einer moralischen oder wie auch immer
gearteten Beurteilung.
Omai (Mai),
polynesischer Prinz (um 1751–1780), von Captain Cook 1775 nach England
gebracht, wurde dort in “die höchsten Kreise“ eingeführt und als „edler
Wilder“ den Mitgliedern der Royal Society und George III vorgestellt.
Das lebensgroße Portrait, das Joshua Reynolds 1776 von Omai im
antikischen Gewand malte, gilt ganz unironisch als „bedeutendes
britisches Kulturgut“. Das lange im Privatbesitz befindliche Gemälde
tauchte in Abständen auf dem Kunstmarkt auf und erfuhr jeweils eine
extreme Preissteigerung. 2023 wurde es unter Beteiligung der
Getty-Stiftung für die National Portrait Gallery „gesichert“.
Blue Boy Arkhom.
Von Gainsboroughs „Blue Boy“ inspiriert, schnappt sich Arkhom einen Hut
und posiert vor dem berühmten Gemälde in der SUSI POP-Version indem er
dessen höfische Geste nachahmt. Eine doppelte Travestie.
Edith Stein *1891 -
Theresia Benedicta a Cruce +1942
Nuria 2006,
2011, 2014, 2018, Quinn
2023. Die 5 Portraits im standardisierten Format bilden eine Art
Langzeitstudie und zeigen, wie sich das Kleinkind Nuria und dessen
Blick auf den Betrachter über verschiedene Altersstufen vom Mädchen zur
jungen Erwachsenen, zum jungen Erwachsenen mit dem selbstgewählten
Namen Quinn verändert.
Confetti. Ein
schwerer Fall von kultureller Aneignung. Hinter einem zarten
Confetti-Vorhang präsentieren sich dem Publikum ein falscher
chinesischer Junge und ein falsches afrikanisches Mädchen. So gar nicht
einverstanden scheint das Mädchen mit seiner Rolle. Es versteht nicht,
weshalb sein Gesicht mit Schuhcreme geschwärzt wurde. Viel lieber wäre
es Prinzessin. Dass die Umarmungsgeste einmal als symbolhaft für
Neokolonialismus 20 gelesen werden könnte, davon ahnten die Kinder
nichts.
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