|
Plastik, Plüsch und Politik, Städtische Galerie Nordhorn, 2003 |
|
|
Die Arbeiten von SUSI POP bringen politische Aspekte der 70er Jahre ins Spiel: Mit scharfer Ironie wagt sie sich an den Zusammenhang von RAF und Medienrealität heran. Doch was in den Arbeiten von POP auf den ersten Blick zynisch erscheinen mag, ist letztlich bloß die entlarvende Travestie einer noch zynischeren Realität. Sie hat Gerhard Richters legendären, seinerseits auf Polizeifotos basierenden Gemäldezyklus zum Baader-Meinhof-Thema (18. Oktober 1977, 1986) frech als schrill monochromen Siebdruck reproduziert. Daraus stammen auch die Bilder Jugendbildnis - Grün (2001), eine Darstellung der jungen Ulrike Meinhof, und Plattenspieler (2000). POPs Installation Suicide Girl (2003) beruht auf einem anderen berühmten Bild - jenem Polizeifoto, das die in ihrer Zelle erhängt aufgefundene Gudrun Ensslin zeigt. Die Tote ist darauf mit einer Decke verhängt, auf der zweimal die Aufschrift "Justiz" zu lesen ist. |
|
|
|
|
|
Das drastische Bild mit starkem Symbolcharakter hat sich in die öffentliche Erinnerung eingebrannt. POPs installatives Remake - sie selbst spricht gern von einer Cover-Version - stellt die Szene nach. Was an sich schon ein Tabu berührt. Und es gibt weiter verschärfende Unterschiede: Die Decke ist von Edeldesigner Hermes und trägt das entsprechende Logo, auf dem Boden liegen pinkfarbene Designer-Sandaletten und daneben ein Stapel mit Modezeitschriften wie Elle und Vogue. Insignien des (weiblichen) Luxus und der edlen Label also. In der Werbung spricht man gern von Image-Transfer, und SUSI POP dreht hier den Fluss der Zeichen radikal um. Sie deutet die RAF und ihre Thematisierung als - wenngleich fehlgeleiteten - Teil der Popkultur und lässt sie deshalb auch in aller Deutlichkeit als Pop erscheinen: Wenn heute etwa stapelweise T-Shirts mit RAF-Symbolen verkauft werden, zwei Berliner Szene-Reporterinnen als Prada-Meinhof-Duo firmieren, wenn insgesamt Terror und Gewalt nicht mehr klar von ihrer medialen Inszenierung zu trennen sind, leistet POP eine ziemlich wahrhaftige Provokation. |
|
|